Der Gefährte der Erinnerung: Das Vergessen als Element der Nationenbildung (German Edition)
Wie die Reisenden waren die Kolonisierenden on the road. Stanley hatte diesmal einen Konkurrenten — Carl Peters, der die Suche zu einer nationalen Aufgabe Deutschlands erkoren hatte. Seit den achtziger Jahren des Wissmann durch- querte Afrika von West nach Ost zweimal, bis und bis Der Wettlauf setzte sich bis zum Ende des Die Forschungsreisenden des Jahrhunderts waren sich bewusst, dass nur Innovationen, d. Entdeckungen, ihnen einen Platz im akademischen Pantheon garantieren konnten. Jahrhunderts auf die Expeditionsfahnen geheftet hatten. Der Zusammenhang zwischen Forschungsreisen und Kolonisation hatte auch eine bemerkenswerte biographische Komponente.
Doch sie schufen, etwa mit den Missionsstationen, auch eigene Infrastrukturen. Die Reisenden blieben in der 12 Zum Forschungsreisenden als Helden: Jahrhunderts aufgezeigt Essner , S. Siehe Essner ; Marx ; Schmokel Sie wurden zu Angestellten einer Institution oder des Staates. Auf dieser Basis beanspruchte Leopold II. Wer sein Ziel schnell erreichen wollte, war auf die Hilfe und das Wissen der Afrikaner und Zanzibaris angewiesen.
Jahrhunderts 24 Afrikanische Gesellschaft in Deutschland , S. Living- stone und seine Begleiter seien dem Tode nahe gewesen. Tippu Tipp sollte ihm helfen, den Atlantik zu errei- chen. Sicherlich, die Kommerzialisierung des Karawanenhandels seit Mitte des Jahrhunderts erleichterte den Reisenden die Organisation ihrer Expeditio- nen. Das praktische Wissen des Reisenden erscheint hier als eine Ethnographie der Karawanenkultur, die sich von anderen ethnographi- schen Diskursen des Jahrhunderts vor allem durch einen gewissen pragmati- schen Ton und den Verzicht auf Verallgemeinerungen unterschied.
Eine der ersten Einsichten, die Reichard seinem Leser zu vermitteln sucht, ist die Bedingtheit seiner Erfahrungen. Vor allem waren die nyampara auf ihren Ruf bedacht. Auch Reichard 37 Schmidt , S. Auch Baumann war dieser Ansicht: Bombay konnte nicht nur Yao und Swahili, sondern auch Hindustani und Englisch. Von Baraka wissen wir wenig. Als Speke ihn kennen lernte, stand er in Diensten des englischen Konsuls. Schon auf der Usambara-Expedition habe ich mit Erfolg das Kibaba-System benutzt, welches ungleich billiger und praktischer ist.
Das mikono-System war dagegen Ausdruck der zunehmenden Kommerziali- sierung der Beziehungen innerhalb der Karawanen und Expeditionen. Wer wie viel bekam, war genau festgelegt und wurde auf Listen vermerkt. Das unterschied die Disziplinierung in den Expeditionen der Reisenden in vorkolonialen Situationen von denen kolonialer Expeditionen.
Aber dieser Wandel war weniger strukturell als einer, der in der individuellen Praxis des Reisenden zu finden war. Gewalt wurde Teil seiner Praxis als Kolonisierender. Was immer er auf seinen Reisen erlebt haben mochte, er schrieb diese Erfahrungen jenseits von Afrika nieder. Wissmann verfasste den Bericht seiner ersten Afrikadurchquerung auf Madeira. Deutschland machte sich auf, eine Kolonialmacht zu werden. Diese Initiation wird in einem Wandel des Tones und der Positur, die er in seiner Beschreibung einnahm, deutlich.
Salims Verhalten der Situation und dem Wesen der Afrikaner gerecht wurde. Als die ihm von Abed b. Aber Wissmann schilderte Abed b. Es war eine Mimikry, die bis weit in die deutsche Kolonialzeit Bestand haben sollte. Kleinere Vergehen sollten dagegen vor allem mit Lohn- abzug bestraft werden. Dass Bestrafungen sich in einem gewissen Rahmen zu halten hatten, dazu mochte auch die Kommerzialisierung des Karawanenhandels beigetragen haben.
Inwieweit sie diese wahrgenommen haben, stand auf einem anderen Blatt. Dennoch schien es gewisse Kontrollmechanismen gege- ben zu haben. Sie musste Regeln entsprechen, auch wenn diese Regeln nirgendwo niedergeschrieben waren. Ich habe weiter oben diese Disziplinierungsprozesse beschrieben. Islam, Lohn- arbeit, Uniformen und Gewehre waren die Koordinaten, mit denen die Reisenden die Disziplinierung in den Karawanen und Expeditionen beschrieben.
Wegen Ungehorsams und Vergehen sind strenge Strafen Sitte. Das erfuhr Wissmann auf seiner ersten Afrikadurchquerung in Nyangwe. Die Reisenden bewegten sich in einer Infrastruktur, die sie zwar nut- zen, aber kaum gestalten konnten. Als Patron hatten sich auch die Reisenden zu etablieren. Und auch Reichard macht dies in seinem Ratgeber besonders bei der Beziehung zu den askari deutlich. Erinnern wie uns, Rashid b. Hassani war als Sklave nach Zanzibar gekommen und arbeitete dort auf den Plantagen seiner Herrin. Er bekam einen neuen Namen, wurde in eine muslimische Familie integriert, lernte Lesen und Schreiben und die Regeln eines Lebens als Muslim.
Er erhielt eine Uniform und wurde von einem britischen Offizier nach briti- schen Exerzierregeln ausgebildet. Die Ordnung der Expedition umfasste auch eine Hierarchie unterschiedli- cher Disziplinierungsstufen. Man kann dies u. Doch es waren Kleinigkeiten: Sobald die Expedi- tion ihr Lager errichtet habe, seien die wangwana im Umgang mit den Gewehren gedrillt worden. Zudem seien sie in Kompanien eingeteilt worden. Dies wurde vor allem in der Rekrutierung der askari sichtbar.
Sie 71 Stuhlmann , S. Was Reichard detailliert in seiner Verschiedenartigkeit zu beschreiben suchte, wurde hier als hinderlich beisei- te gewischt. Diese neuen Disziplinierungs- muster brachten neue Reglements, neue Strafen hervor. Die Hierarchien jedoch wurden neu geordnet. Ob je- mand wangwana, Sklave oder Nyamwezi war, war kaum von Belang. Dies wurde auch in der Ordnung des Expeditionslagers sichtbar: Es war eine Ordnung, die zwischen Uniformierten und Nichtuniformier- ten unterschied. Jenseits dieser Ordnung befanden sich die Nicht-Unifor- mierten: Er war deren Modell.
Neugeordnet wurde auch der Alltag der Expedition.
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Einerseits sprach Peters von jener neuen Lektion des Gehorsams, die auch Stanley meinte. Andererseits redete er von Gefolgschaft; nur durch ihn, Peters, bestand diese Beziehung. Mit dem Versuch, die askari zu disziplinieren, brachte der Kolonisierende seine Vorstellungen einer neuen kolonialen Ordnung in den Raum.
Er beobachtet, beschreibt oder entwirft Bilder Afrikas, die den Dispositiven dieser Diskurse entsprechen. In gewisser Weise traf sich das mit Vorstellungen der Karawanenkultur. Er galt als einer der besten Kenner des Victoria-See-Gebiets. Er verwaltete die Station und organisierte die Expeditionen seiner Kollegen. Diese Bemerkung Baumanns entsprach einem in den anthropologischen und ethnographischen Diskursen des Zur Entstehung des Zivilisations- und Kulturbegriffs: Siehe Mudimbe ; Spurr ; Thomas Zum Weltbild deutscher Reisender: Begegnungen der Reisenden mit afrikanischen Herrschern.
Das Zusam- mentreffen Wissmanns mit Lukengo Muana. Stanleys Ankunft am Hof des kabaka von Buganda. Bilder von der Kassai-Expedition: Kanubau am Oberen Kongo. Der Reisende leitet die Arbeit mit einer weisen- den Geste an. Der metropolitane Habitus in Europa: Im Vordergrund drei afrikanische Chiefs aus dem Kongo. Fahnenappell lautet die Bildunterschrift.
Company summary
Das Lager einer Expedition Paul Reichards. In dieser Lithographie ist die Ordnung der Expedition etwas weniger sichtbar. Naturwissenschaften waren der intellektuelle Rahmen der meisten Forschungs- reisenden. Feldbetten, Zelte und Kochgeschirr solle der Reisende sich in Europa anfertigen lassen.
Dieser Zusammenhang findet sich sehr deutlich bei Wissmann. Zuerst glaubte ich, dass sie sich vor mir zeigen wollten; doch ihre Blicke wurden wilder, die blutunterlaufenen Augen bohrten sich auf mich und die Spitzen der Speere kamen beim Vorchassieren mir oft recht nahe. Seine Darbietung sollte nichts Wildes oder Ekstatisches haben. In einigem Abstand sehen wir die deutsche Flagge, die einen weiteren Mittelpunkt des Bildes herstellt.
Doch solche Inszenierungen waren voller Ambivalenzen. Jahrhunderts keineswegs eine moderne Gesellschaft. Die Gesellschaft des 99 Ebd. Dies geschah in der Tat mit einem gewissen feierlichen Ernst. Der metropolitane Habitus konnte, so scheint es, nur jen- seits von Afrika bewahrt werden. Es sind zumeist Darstellungen afrikanischer Szenerien: Sie heben sich nur wenig von der sie umgebenden Landschaft oder ihren afrikanischen Begleitern ab.
Dieser Wandel war der Anpassung an die klimatischen Bedingungen und den Erfordernissen des Reisens geschuldet; er trug aber auch die Spuren der Strapazen in sich. Das erste Bild, eine Lithographie, entstammt dem publizierten Reisebericht Abb. Ordnung ist das dominante Thema des Bildes. In Reih und Glied die Zelte, die Gewehre und die askari.
Es ist im Bestand der Bildersammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft zu finden. Wie das erste Bild zeigt es die Reisenden in einem Lager der Expedition. Ihre Sitzhaltung evoziert ein anderes Bild als das der Ordnung. Verwunderlich ist weder die Existenz dieses Bildes noch das, was es abbildet: Wissmann hatte, wie er schrieb, von seinem Reisebegleiter und Mentor Pogge vor allem den Umgang mit den afrikanischen Expeditionsteilnehmern gelernt: Siehe Arnold b, S.
Ein Verhalten, dass er in seiner Reise- schilderung als irrational beschreibt, als einen Fauxpas in seiner Rolle als Expedi- tionsleiter. Fleisch, ob gekauft oder erjagt, war seltener. Fleisch und Eier empfiehlt er den Reisenden als Grundbestandteil. Ebenso Milch, dessen Verzehr in vielen lokalen Gesellschaften unbekannt sei. Das war nicht nur eine Frage der Vermeidung von Lasten. Reichard wusste auch um die Heilwirkungen lokaler Nahrungsmittel. Wir finden solche Einsichten auch bei anderen Reisenden.
Nicht immer war es unbedingt der Austausch von Blut, der von den Reisenden in diesen Zeremonien gefordert wurde, oft reichte auch das gemeinsame Essen der Innerei- en eines Tieres. Dem afrikanischen Chief war der Austausch von Geschenken weitaus wichtiger als die Exotik der Zeremo- nie.
He has second rank after God and far surpasses all the others. After the white man comes the Banyan Hindu merchant. Next is the Muslim Indian. In fourth and last place is the Arab, who does nothing but cheat men and steal women. He is not capable of doing anything. Everything that he has, comes from Ulaya Europe.
Therefore, we neither like nor esteem him. So that is the order of the Bwana. Diese Situationen waren sehr ambivalent und entsprechend ambivalent war das Verhalten der Akteu- re. Das wird besonders im Verhalten der Reisenden in den zeremoniellen Begegnungen mit afrikanischen Chiefs deutlich. Gewehre, Gefolgschaft und Elfenbein. Oftmals waren sie unter den ersten Kolonisierenden zu finden, wie die Karrieren von Stanley, Wissmann oder Stuhlmann zeigen. Gleichzeitig entstanden Infrastrukturen, die die Reisenden zu gestalten und kontrollieren ver- mochten.
Als Wissmann auf seiner ersten Afrikadurchquerung auf die Bashilange am Lualaba traf, nahm er wenig Einfluss auf die lokale Politik. Sie wurde zur kolonialen Haupt- und Staats- aktion, mittels derer Politik gemacht wurde. Wissmanns Politik begann mit der klassischen imperialen Strategie des Teile und Herrsche.
Inwieweit Wiss- mann mit diesen Ernennungen die politische Landschaft der Region umgestaltete, ist schwer zu sagen: Doch diese Zentren existierten mehr in den Berichten der Forschungsreisenden als auf afrikanischem Boden. Noch Wochen nach ihrer Ankunft hausten die Reisenden in Zelten.
Ugunda lag im Einzugs- gebiet des Karawanenhandels. Politische und wirtschaftliche Beziehungen zum butemi Unyanyembe bestanden seit der Herrschaft Ifundikiras. Mlimangombe habe die Reisenden aus seinem Dorf verwiesen und jeden Kontakt abgebrochen. Mehr als ein Jahr hatte der Ausbau der Station kaum Fortschritte gemacht. Sie war weder zu einem politi- schen noch zu einem wirtschaftlichen Zentrum geworden.
Auch in der loka- len Politik blieb ihr Einfluss vage. Die letzten Tage Mlimamgombes waren von einer hektischen Diplomatie gekennzeichnet. Im Gegenzug seien die Deut- schen zu Mitspielern lokaler Politik geworden. Reichard an Bismarck, Berlin den Reichard zog nicht wie ein Herrscher in ihre Residenz ein. In Tabora angekommen, besuchte er Shaykh b. Reichard sah ihn als einen Vertreter des Busaidi-Staates und konfrontierte ihn mit einem Empfehlungsschrei- ben des Sultans Barghash. Reichard selbst gab sich als ein Vertreter des deutschen Staates und drohte Shaykh b. Nasibu, einen Brief an das deutsche Konsulat zu schreiben.
Nasibus Ablehnung jeglicher Flaggenhissung in Ugunda verdeutlicht das. Der Fall erregte Reichard b, S. Er ist der Gott aller Schwarzen. Daher scheute sie Konflikte mit ihren Unterta- nen. Reichard an Bismarck, Berlin, Bei den vorausgegangenen Verhandlungen waren die Reisenden nicht anwesend gewesen. Reichard agierte als eine Art Zeremonienmeister. Kaiser starb auf einer Expedition zum Rukwa-See. Oftmals versuchten sie, diesen Konflikten durch Flucht zu entgehen und brachen zu immer neuen Expeditionen auf. Aber der Wandel vollzog sich andernorts.
Es war jene Zeit, in der das Kaiserreich als Kolonialmacht in Ostafrika aufzutreten begann. Davon zeugen so- wohl Begegnungen mit wichtigen Akteuren des deutschen Kolonialismus wie Wissmann und Peters als auch dessen Publikationen. In Ugunda habe er durch die Ernen- nung zum ntemi gleichzeitig Land erworben.
Doch er verwies selbst auf die Vakanz solcher Herr- schaftssymbolik. Der deutsche Stationschef Leue bemerkte in seinen Berichten, dass er keine Not an Hilfstruppen habe, wenn er gegen andere butemi in den Krieg ziehe. Jahrhunderts aufgeschrieben hat, sind Reichards Ernennungen zum Herrscher auf vielfache Weise interpretierbar.
Jahrhunderts in Unyamwezi neu definiert. Es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, dass Ndischa und Merupambala Reichard als Maskottchen ihrer Macht benutzt haben, da er ihnen einen gewissen Zugang zu den neuen Ressourcen von Macht — Waffen, Munition und Kleidung — zu ver- schaffen versprach. Konflikte waren keine Selten- heit. In diese Erfindung sind seine Erfahrungen vor Ort eingeflossen. All die feierlichen Momente und Zeremonien, in denen die Reisenden afrika- nischen Herrschern begegneten, bargen die Illusion, sich als einflussreiche und machtvolle Akteure oder gar als Herrschende wahrzunehmen.
In den folgenden Jahren gewannen vor allem die Briten einen bedeutenden Einfluss auf die Politik der zanzibarischen Sultane. Als Said b. Von diesem Zeitpunkt an hatten die Sultane bei all ihren Entscheidungen ein wachsames Auge auf die im Hafen liegenden Kriegs- schiffe der Briten zu werfen. Als Stanley von Zanzibar in Richtung Kongo aufbrach, unterschied sich seine Expedition nur wenig von seinen vorangegangenen.
Reichard allerdings, der mit eini- gem Recht von sich behaupten konnte, Deutschlands erfahrenster Reisender in Ostafrika gewesen zu sein, ging leer aus. Als Metropole und Peripherie existierten diese Orte nur in einer Beziehung zueinander. Das, was die deutschen Kolonisierenden als Objekte ihrer kolonialen Begierden entwarfen, beruhte auf Entwicklungen, die lokaler und translokaler Natur waren. Es waren diese Entwicklungen, die die Begierden der deutschen Kolonisierenden weckten. Die Reisenden hatten sich dem Handlungsraum anzupassen und waren daher auch Agierende dieser Periphe- 1 Stuhlmann , S.
Schwesinger an von Soden vom Diese Berichte reflektieren einerseits den imperialen Stimmungsumbruch in Europa, der ihnen eben jenes Interesse ver- sprach. Sie waren aber auch ein Produkt ihrer Reisepraxis und Wissensproduktion und als solches auch lokalen Kontexten geschuldet. In diesem Kapitel geht es darum, die Etablierung der Beziehung von Metropole und Peripherie als Etablierung kolonialer Herrschaft zu beschreiben.
Mein Hauptargument ist, dass die Reisenden ihre Praxis des Reisens zunehmend als eine koloniale Praxis sahen, die darauf abzielte, die ostafrikanischen Gesell- schaften zu transformieren und zu einer Peripherie zu machen. Koloniale Herrschaft begann nicht zuletzt als eine Transformation von Diskursen. Mit dieser Beobachtung schloss das zweite Kapitel.
Die Konstruktion der Metropole Ende des Bismarck forder- te vom Reichstag eine Zinsgarantie. Der Reichstag lehnte den Antrag ab. Das Kaiserreich mochte in Wissenschaft, Technologie und Verwaltung ein moderner Staat gewesen sein, kulturell und sozial war er es keineswegs. Gleichwohl die Aristokratien im Neben dem Kaiser und seinem Gefolge war es ein Hauptakteur politischer und symbolischer Machtentfaltung. Die Wahlen zum Reichstag waren ganz von kolonialpolitischen Fragen beherrscht.
Der Aufschwung der deutschen Kolonialbewegung Anfang der achtziger Jahre des Jahrhunderts war mit diesem Protektionismus eng verbunden. Die Masse der Mitglieder kam aus der nationalistischen Intelligenz und dem Mittelstand. Beide hatten hervorragende Beziehungen zu deutschen Finanz- und Industriekreisen. Es ging um Territorien um der Territorien willen. Bismarck wurde die Geister, die er gerufen hatte, nicht mehr los. Den politisch Verantwortlichen in Berlin blieb oft nur die Wahl zwischen einer offiziellen Anerkennung oder dem Ignorieren dieser Initiativen.
Dies zeigt auch die Geschichte der deutschen Kolonie in Ostafrika. Peters war der Sohn eines Pastors aus den ostelbischen Gebieten, hatte Geschichte studiert und sich in verschiedenen Firmenprojekten versucht. Im Fall Peters scheiterte dieses Ansinnen.
Nun wurden auch konkrete Projekte ins Spiel gebracht. Warum die Wahl auf dieses Gebiet fiel, ist unklar. Keiner der Beteiligten hatte genauere Kenntnis von Ostafrika. In der For- schung gilt diese Expedition als einer der ersten Momente des deutschen Kolonia- lismus in Ostafrika.
Obwohl Peters kaum Interesse an der Erforschung Ostafrikas hatte, markierte seine Expedition einen Schnittpunkt zwischen den Forschungsreisen und dem Beginn des Kolonia- lismus. Hinter Peters stand keine koloniale Staatsma- schinerie. Sein Mandat zur Kolonialisierung verlieh Peters sich selbst. Sein Ziel war die Etablierung kolonialer Herrschaft, mal als privates, mal als staatlich sanktionier- tes Unternehmen gedacht. Intellektuell war er weit von ihnen entfernt. Er teilte weder ihren Anspruch der Wissenschaftlichkeit noch ihren Kosmopolitismus.
Stanleys Bild von Afrika als einen Raum des Zeremoniellen wurde bereits beschrieben. Er trug eine blaue Uniform, einen englischen Offiziershelm und gelbe Gamaschen. Doch diese Mimikry diente weniger dem Weiterkommen der Expedition, sondern vielmehr einem kolonialen Ziel. Sie war eine koloniale Mimikry.
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Doch es war eine koloniale Mimikry, die sich von der unterschied, die Homi Bhaba beschreibt. Peters kannte Teile dieser Sprache. In jener Szene setzte er sie ein in der Vermutung, dass sie verstanden werde. Seine afrikanischen Begleiter waren die Zeremonienmeis- ter seiner Expedition. Was ihm, Peters, in der Situation blieb, waren Gesten, Zeichen.
Peters war auf diese nonverbale Sprache angewiesen. Deshalb produzier- 26 Peters beschreibt in seinen Schriften nicht den genauen Ort dieses Einzuges. Theatralik, das Setzen von Zeichen Flaggenhissungen , werden genauso wesentliche Elemente der deutschen Koloni- alherrschaft sein wie das Angewiesensein auf Vermittler und Dolmetscher. Das Imponieren wurde zur Drohung mit Gewalt. Nicht der Vertragstext allein, sondern auch die Inszenierung der Vertragsunterzeichnung mit ihrer Einteilung in Handelnde und Zuschauende, ihrer Aufstellung von Figuren d. Ebenso auf einem Papier, dem Vertrag, den Peters wie eine heimliche Beute mit nach Hause zu nehmen trachtete, wie die spanischen Eroberer das Gold, das die Indios nicht als wertvoll erachteten.
Nicht umsonst referierte Peters in seiner Erinnerung 32 Peters , S. Es war dies eine Mimikry, die auf keinen genauen Ort Bezug nahm. Sie wurden zu einer eigenen Welt, die Peters auf dem Papier erschuf. Es war dies eine Zwischenwelt, in der das Groteske aufschien. Er war hier an der Schwelle vom Reisenden zum Kolonisierenden.
Hore beschrieb die Region als ein Zentrum des Karawanenhandels. Mit Feuerwaffen bewaffnete Karawanen waren auf dieser Route keine Seltenheit. Randbemerkung Bismarcks zu Bericht Michahelles, 3. In Peters Schilderung erfolgte die Einsetzung und, wenn man es so nennen will, Absetzung im selben Moment. Peters schenkte Mafungu Biniani eine deutsche Husarenjacke. Sie erreichten Bagamoyo und wurden von der Jesuiten- mission aufgenommen.
Dezember, das Mkondoguatal hinaufziehend, in Muinisagara, dem Hauptort von Usagara, anlangten, waren wir alle vier durch die Strapazen und Entbehrungen mehr oder weniger aufgerieben. In Berlin aber konnte sich Peters seiner sicher sein. Der koloniale Diskurs war hier an der Schwelle zwischen Phantasie und Praxis, pendelnd zwischen dem Ort, von dem Peters aus schrieb Europa oder Deutsch- land nicht nur als geographischer Ort, sondern auch als Ort der Entstehung und Zirkulation des kolonialen Diskurses und den Orten, die er beschrieb Usagara, Ostafrika.
Auch der deutsche Kaiser erwarb nun Anteile. Die politischen und wirtschaftlichen Eliten machten sich das kolonia- le Projekt von Peters zu eigen. Der Wettlauf der Forschungsreisenden um neue geographische Entdeckungen wurde nun zu einem Wettlauf um die formale Annektierung von Gebieten. Sie waren teils Handelsstationen, teils Plantagen. Zu Stokes Allianz mit Mirambo: Der britische Konsul Kirk hatte ihm zu diesem Vorgehen geraten. Jahrhunderts erreicht Henderson , S. Siehe Deutscher Reichstag a, S. Angesichts des auf offener See kreuzenden deutschen Kriegsschiffes blieb dem liwali von Bagamoyo kaum eine andere Wahl, als seinen Part in der Zeremo- nie zu spielen.
Streit entstand um die Frage, ob der liwali die rote Sultansflagge von seinem Haus herunter zu holen habe. Eine Flaggenzeremonie gab es in Kilwa nicht. Der liwali hatte bei Ankunft Hessels die Stadt verlassen. Zeleweski behandelte den liwali als einen Sultansbeamten. Doch der liwali war vor allem ein Vertreter des lokalen Establishments und einer der reichsten Plantagenbesitzer der Stadt. Ich kann mich ihnen nicht in den Weg stellen. Auch vor Pangani kreuzten deutsche Kriegs- schiffe. In den folgenden Tagen errichtete Zel- eweski ein Terrorregime.
Verordnungen wurden erlassen, jedes Anzeichen von Widerstand mit dem Tode bestraft. In Pangani machte der Sultan einen letzten Versuch, die Situation zu deeskalieren und schickte am Als Vohsen mit den Truppen an Land gehen wollte, wurde er von heftigem Gewehrfeuer empfangen. Der gleiche Empfang wurde ihm in Tanga bereitet. Doch es war alles, was der Reichstag dem Unternehmen bewilligen wollte. Standen anfangs die liwali, die sich weigerten, die Flaggen des Sultans von ihren Residenzen zu nehmen, im Vordergrund, bestimmten zunehmend plebe- jische Gruppen das Bild des Aufstandes.
Und diese Deutung stellte diese Beziehungen in Frage. In einem letzten Versuch, die Lage zu beruhigen, schickte er seinen Oberbefehls- haber, den Briten Matthews, im August nach Pangani. Er setzte den liwali ab und ernannte an dessen Stelle den reichen Plantagenbesitzer Sulayman b.
Nasr, der in jenen Tagen seine Karriere als Alliierter der Deutschen begann. Seine Opposition zum zanzibarischen Staat hatte eine lange Vorgeschichte. Obwohl vermutlich der Spross einer angesehenen zanzibarischen Familie, war er vor allem unter der Herrschaft des Sultans Barghash mit dem zanzibarischen Staat in Konflikt geraten. Dies erwies sich als immer schwieriger werdendes Unterfangen, zunehmend richtete sich der Zorn der Re- bellen gegen die Eliten und die soziale Ordnung Panganis. Diese Entwicklung konnte auch Bushiri nicht verhindern.
In Sadaani war es Bwana Heri b. Bwana Heri war eine ebenso schillernde Figur, wie Bushiri b. Salim es in Pangani war. Er war durch den Karawanenhandel zu Reichtum und Einfluss gekommen. Zeleweski mochte 75 Siehe im Detail Glassmann Auch Bwana Heri sagte man enge Verbindungen zu den Qadiris nach. Mit ihrer Hilfe soll er einen Teil seiner Gefolg- schaft, die auch aus ehemaligen Sklaven und Akteuren des Karawanenhandels bestanden haben soll, rekrutiert haben.
Und paradoxerweise trugen die Deut- schen dazu wesentlich bei. Aus dem Aufstand wurde nun ein Kampf gegen die koloniale Okkupation. Wissmann sah vor allem in Bushiri b. Wissmann beendete die laufenden Friedensverhandlungen, die vom deutschen Konsul auf 77 Wissmann an Bismarck, Bagamoyo, Stattdessen begann er, mit Bwana Heri zu verhandeln. Dabei bediente er sich alter Kontakte: Bwana Heri, den die Deutschen im Gegensatz zu Bushiri als einen legitimen Herrscher betrachteten, gab nach langen Verhandlungen mit den Deutschen seinen Widerstand auf und emigrierte nach Zanzibar.
Sie waren aneinander gekettet und wurden gezwungen, schwere Lasten zu tragen. Jahr- hunderts bedienten sich die deutschen Truppen der Infrastruktur des Karawanen- handels. Dieses Kapitel ist der Versuch, die Etablierung der deutschen Kolonialherr- schaft als einen Kampf um die Sichtbarkeit kolonialer Herrschaft zu schreiben, und das in einem sehr genauen Sinne des Wortes. Im Begriff des Terrors sind beide Merk- male enthalten: Terror zielt nicht nur auf physische Vernichtung, sondern entfaltet auch eine politische Botschaft. Er ist Politik mittels inszenierter Gewalt.
Noch bevor sie ihren Feind nahe genug kommen konnten, fielen sie zu Dutzenden dem Maschinengewehrfeuer zum Opfer. Wenn es ihnen gelang, dann konnten sie durchaus Erfolge verbuchen: Niederlagen der Kolonialtruppen des An der Niederlage war der kommandierende Offizier der Kolonialtruppen Zeleweski nicht unschuldig gewesen. Er hatte bei seinem Vor- marsch auf Uhehe jede Vorsicht beiseite gelassen; weder hatte er Erkundungs- abteilungen vorausgeschickt, noch die Flanken seiner in einer langen Reihe sich hinziehenden Expedition absichern lassen. Zeleweski hatte wenig Widerstand erwartet und bezahlte seine Arroganz und Unvorsichtigkeit mit dem Leben.
Rache als ein grundlegendes Motiv deutscher Kolonialpolitik ist in der bishe- rigen Forschung nur wenig beachtet worden; zu wenig scheint es der Vorstellung von Kolonialkriegen als einem Konflikt zwischen modernen Armeen und vormo- dernen Kriegerkulturen zu entsprechen.
Deutschlands Kolonialarmee war hinsichtlich ihrer Technologie und ihrer Organisationsstrukturen eine moderne Armee. Vielmehr entwarfen sie ihr Handeln oftmals als ein Abweichen von den Normen, wie sie in der Heimat galten. Am Ende des Jahrhunderts war das Kaiserreich ein Neuling in der Kolonial- politik. Viele der Offiziere kamen aus den ostelbischen Gebieten, wo trotz der gesell- schaftlichen Transformationen seit Mitte des Die deutschen Kolonialkriege in Ostafrika hatten wenig mit den klassischen Staatskriegen Europas zwischen dem Sie wurden durch Rechtsakte begonnen und beendet.
Was an staatlichen Strukturen existierte, wurde von den Deutschen weitestgehend ignoriert oder negiert. Lebten Afrikaner in Staatswesen, dann wurden diese beschrieben als regiert von Despoten und Tyrannen. Europas Aufgabe sollte es sein, diese in Verantwortung zu nehmen.
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Das imponierende Gehabe der Kolonisierenden war, wie der deutsche Offizier Richelmann schrieb, ein Kampf gegen das Verges- sen: Die Neger sind schnell vergessende Menschen. Siehe Derrida ; Kubiak Wo es keine Staatswesen gab oder wo die Staatlichkeit afrikanischer Gemeinwe- sen negiert wurde, war die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten eine komplizierte Angelegenheit.
Jahrhundert ein Monopol der Gewalt etabliert hatte. Das machte tenden- ziell jeden Afrikaner zum Feind. Dieser Zusammenhang ist ein wesentliches Merk- mal von Kolonialkriegen und bedingte ihren Charakter als totalen Krieg. Auch Peters war dieser Meinung: Danach zwang er den Chief, eine schwere Last zu tragen.
Siehe Hermann , S. Prince an das Gouvernement von Deutsch-Ostafrika, Tabora, Bericht Oskar Baumann, 9. Erst deutete sich ein Wandel in der deutschen Kolonialpolitik an. Die deutschen Kolonisierenden reagierten nach denselben Mustern, die der Beamte kritisiert hatte: Erst mit dem Amtsantritt des Gouverneurs von Rechenberg im Jahre schien der Augenblick gekommen zu sein, den Runderlass als Leitlinie der Politik deutscher Kolonisierender praktisch umzusetzen.
Runderlass, Dar es Salaam, n. Siehe auch Bromber , S. Nichts hatte die Deutschen mehr Prestige gekostet als die Niederlage von , urteilte Prince. Siehe auch Arning , S. Oftmals deuteten seine Vertreter sie als Zeichen des Widerstandes und reagierten mit Strafexpeditionen. Sie bedrohten eines der wichtigsten Fundamente seiner Herrschaft: Prince an das Gouvernement Dar es Salaam, Tabora, Schwesinger an Soden, Tabora, Trotha an das Gouvernement Dar es Salaam, Das normierte ihr Verhalten.
Selbst aus der Vorhersage des Halleyschen Kometen versuchte das Gouvernement Kapital zu schlagen. Urteil gegen Mohamed bin Mbwana, n. Dies gereichte in den beiden Hauptverwaltungszweigen, dem Rechts- spruch und der Steuereinziehung in den Augen der Neger: Ein Ge- schenk zu geben, hatte Richelmann von Wissmann gelernt, sei in Ostafrika gleich- bedeutend mit der Anerkennung des Beschenkten als Herrn des Gebietes. Im Tribut sahen sie den Preis des Friedens. Nicht nur, dass sie sich weigerten, hongo an die Chiefs entlang ihres Weges zu 70 Nigmann , S.
Die Steuern sehen sie als Tribut an, den sie mir bringen. Bericht der Stationen Mwanza und Bukoba, 1. Sie kehrten ihn in gewisser Weise um, in dem sie die Chiefs zwangen, ihnen hongo als Zeichen der Unterwerfung oder in den Worten der Kolonisierenden, der Freundschaft zu zahlen. Jahrhunderts verlangten die Deutschen vor allem Elfenbein als Tribut von den Unterworfenen. Elfenbein wurde zu einem wichtigen und im voraus eingeplanten Posten bei der Deckung der Expedi- tionskosten.
Mehr noch als die Karawanen des Hartmann an Herrmann, Mwanza, Hartmann an Herrmann , Mwanza, Nun solle er wieder nach Hause gehen und keinen Krieg wieder mit ihnen beginnen. Und sie forderten jene Sym- bole der Unterwerfung ein, die es schon im Karawanenhandel des Eine solche Politik rechnete sich vor allem in der Zeit der Expedition. Koloniale Herrschaft war hier eine Herrschaft von Reisenden, war eine peripatetische Herr- schaft.
Sie etablierte koloniale Herrschaft im Moment der Anwesenheit des Kolo- nisierenden. Siehe auch Peiper , S. Sie waren Gaben des Kolonisierenden. In den Augen der Kolonisierenden war damit die Un- terwerfung akzeptiert und koloniale Herrschaft etabliert. Da die Expedition nirgendwo auf offenen Widerstand traf, gab es keine Schlacht zu gewinnen.
Der Offizier beobachtete, dass die Fahne an einem Flaggenmast gehisst worden war. Mkwawa hatte im November einen Vertrag mit den Deutschen geschlossen, in dem er formell die deutsche Herrschaft anerkannte. Als Zeichen dieser Anerkennung wurde ihm zur Bedin- gung gemacht, eine deutsche Fahne in seiner Residenz und den bedeutendsten Orte seines Reiches zu hissen.
Was folgte, waren zwei Jahre Krieg in Uhehe. Peripatetische Herrschaft war auf Symbole angewiesen. In der Sprache der Koloniserenden war Dawa gleichbedeutend mit Zaubermitteln. Zur Diplomatie des Jahres in Uhehe: Bericht Elpons an das Gouverne- ment Dar es Salaam, Die Etablierung kolonialer Herrschaft war nicht nur die Errichtung einer politischen Herrschaft, sondern auch die Schaf- fung eines rituellen Raumes von Herrschaft.
Der Gebrauch von Gewalt oder die Drohung damit war dabei oft ein initiierendes Moment. Ein Moment der Magie, mit der Macht in Herrschaft umgewandelt werden sollte. Die Expedition eines Kolonialoffiziers nach Kisaki, wo eine Station errichtet werden sollte, zeigte, wie ambivalent diese Situation oftmals war. Der Dolmetscher 92 Wissmann , S. Der Chief sandte eine Gesandtschaft, um die Absichten des Deutschen zu erkunden. Und diese Sprache war nicht nur die Sprache der Kolonisierenden. Viele symbolische Prakti- ken, die die Kolonisierenden bei ihrem Einzug benutzten, kamen aus der Welt des Karawanenhandels oder simulierten lokale Muster der Herrscherbegegnung.
Das folgende Beispiel aus dem Jahre mag illustrieren, dass man- cherorts die Anfangszeit kolonialer Herrschaft sehr lange dauerte.
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Aus dem Bericht des Stationschefs geht nicht hervor, ob sich der Chief schuldig bekannte. Aber ein Exempel zu statuieren, wagte er nicht. Statt dessen schickte er ihn in Begleitung eines askari nach Tabora. Dort solle er einen Elefantenzahn als Steuer abgeben, teilte er dem Chief mit. Dem Chief dies vor dessen versammelten Kriegern mitzuteilen, wagte der Stationschef nicht. Doch das war kein einheitlicher Prozess, sondern reflektierte den patchworkartigen Charakter kolonialer Herrschaft. So reiste der damalige Gouverneur Schnee in den Verwaltungsbezirk Ruanda.
Musinga, einer der einflussreichsten Chiefs seiner Zeit in der Region, war das erste Ziel der Expedition des Gouver- neurs. Siehe Newburry , S. Reisebericht Schnees an RKA, Eine Beziehung, die in Situatio- nen etabliert wurde, in denen der Kolonialherr durch sein Auftreten dem Afrikaner zu imponieren suchte und ihm in einem magischen Akt zu einem kolonialen Subjekt machen wollte. Doch nur selten waren sich die Kolonisierenden der soufflierten Rede bewusst. Und dies betraf nicht nur ihre Rede an die Kolonisierten, sondern auch die thea- tralen Mittel ihrer Herrschaft.
Rashid die gleiche Szene. Er schilderte ihm die koloniale Ordnung als eine Kleiderordnung: Reisebericht Leutnants Paasche, Eine der wenigen Szenen, in der die Transformation des Begriffs washenzi in den kolonialen Diskurs deutlich wurde, spielte sich im November in Kilossa ab. Daher bediente sich der Stations- chef des liwali von Kilossa, Amer b.
Nur in einem Punkt war der liwali nicht erfolgreich gewesen: Der Chief, so berichtete er dem Stationschef, habe sich geweigert, seine Unterschrift unter den Vertrag zu setzen. In seinem Bericht an das Gouvernement Mayer , S. Solche Muster finden sich auch in den Beschreibungen der Kolonisierenden. Hildebrandt beschrieb die Situation als einen Zwischenraum von Zivilisation und Wildnis. Auch Hildebrandt, der Arzt, musste seine Feuertaufe bestehen.
Hildebrandt schilderte die Kampfhandlungen der Kompanie unter der nahezu ekstatischen Verwendung der Begriffe von Ordnung und Drill. Nur die Fah- ne deutete die Einbeziehung des Chiefs in das koloniale Herrschaftsprojekt an. Koloniale Ordnung war auch eine Kleiderordnung und wie kaum ein anderer Chief beherrschte Kahigi den Um- gang mit ihr. Die Chieftess Karunde auf der boma von Tabora. Uniformierung und Choreographisierung als Mittel kolonialer Herrschaft. Jetzt konnte ein Lager aufgebaut werden, in dem man in Ruhe die Nacht verbrachte.
Der Kolonisierende wurde in seiner Bewegung unterbrochen, er musste warten. Zeit, die er nicht hatte, da seine Expedition auf Bewegung hin gemacht war. Die Geiselnahme von Chiefs, Frauen und Ebd. Sigl an Soden, Tabora, In der Tat haben die deutschen Kolonisierenden sich die Strukturen afrikanischer politischer Herrschaft als Verwandtschaftsstrukturen oder mit anderen Worten als Beziehungen zwischen Personen vorgestellt. Schynse schilderte eine Szene auf der Kippe, sie schwankte zwischen Gewalt und Dialog.
Hier aber, in dieser Szene, erfolgte nach der Verhandlung mit dem Herrscher die Geiselnahme des Herrschers. Um seiner Expedition den weiteren Weg zu ebnen, zwang Schynse Lereka, unter Bewachung an der Spitze hinter der deutschen Fahne seiner Expe- dition zu gehen. Schynse beendete die Geiselnahme Lerekas, nach dem die Expedition das Gebiet verlassen hatte.
Die Geisel- nahmen sollten Mkwawa zur Aufgabe bewegen. Sie sollten nicht nur seine physischen Anwesenheit garantieren, sie sollten auch dem Beginn der kolonialen Subjektbildung dienen. Eine Praxis, die viel von den Forschungsreisen und einiges von kolonialer Herrschaftspraxis hatte. Ihm war im April berichtet worden, dass einige Chiefs sich weigerten, die deutsche Herrschaft an- zuerkennen. Den Aufforderungen, zur Station zu kommen, widersetzten sie sich.
Erst als es ihm gelang, den Sohn des in der Region einflussreichen Bwana Heri gefangen zu nehmen, stellten sich die Chiefs. Ort dieser Disziplinierungen wurden die Station und ihr Mittel die Anschauung. Sie sollten als Rekruten in der Schutztruppe dienen. Sigl an von Soden, Tabora, In den Vorstel- lungen der deutschen Kolonisierenden war die Uniformierung oder mit anderen Worten die Transformation des Habitus afrikanischer Chiefs Teil einer Strategie der Etablierung kolonialer Herrschaft.
Galt den Forschungsreisenden Kleidung als ein Zeichen von Zivilisation, so vergaben die Kolonisierenden Klei- dung oft als Uniform, die die Beschenkten zu einem kolonialen Subjekt machen sollten. Und nicht nur den Chief, sondern auch seine Untertanen. Aus den Quellen ist schwer zu ersehen, inwieweit die Uniformierung der Chiefs der Beginn einer kolonialen Subjektbildung war oder ob sie nicht auf einer Illusion der Kolonisierenden beruhte.
Sie bedurfte kolo- nialer Strukturen wie Schulen, Kasernen oder Plantagen. Sie war angewiesen auf einen kolonialen Alltag. Diese Rahmenbedingungen konnte peripatetische Herr- schaft schwerlich schaffen. Es waren die Kleiderordnungen der Welt des Karawanenhandels, die wenig mit den Strategien kolonialer Subjektbildung, aber viel mit der Akkumu- lation von Prestige und Reichtum zu tun hatten. Und die Geschichte des Sie war koloniale Herr- schaft als Bewegung, als Eroberung und Entdeckung, in ihrer immer und immer wieder wiederholten Etablierung.
Die Expedition war aber auch eine soziale Bezie- hung zwischen Kolonialisierten und Kolonisierenden. Es war ein Prozess, der sich sowohl in der Wahrnehmung der Offiziere als auch in ihrer Praxis vollzog. Die Uniformierten bildeten das sichtbare Zentrum der Expedition. Jahrhunderts herausgebildeten Strukturen auch in der Emin-Pascha-Expedition existierten.
Doch diese Disziplinierung war nur von kurzer Dauer, da dieses Verhalten von Kallenberg nicht mit Geschenken belohnt wurde. Die Durchsetzung der Ordnung der Expedition schuf keine homogene Disziplinarordnung. Jahrhunderts, drohten ihnen passiver Widerstand oder Desertatio- nen.
Dem Versuch der Offiziere, mit dieser aus den Karawanen des Wer keine Frau hat, hat zu dritt immer einen Boy. Rast einer Expe- dition in einem Dorf. Der Empfang des Kolonialherren war ein wichtiger Moment kolo- nialer Herrschaft. Und auch eine Parade seiner Untertanen durfte nicht fehlen. Neben ihm steht der damalige Stationschef Willibald von Stuemer.
Empfang einer Expedition beim Chief Makamba von Idete. Der Chief und seine Unter- tanen sind angetreten. Diese Men- schen an den Peripherien der Expeditionen konnten gleichsam von Vorteil oder Nachteil sein. Gleichzeitig waren die Expeditionsleiter selten in der Lage, diese Peripherie zu kontrollieren. Emin Pascha an den Kaiserlichen Reichskommissar in Zanzibar.
Dies geht etwa aus einem Expeditions- bericht der Station Langenburg hervor. Storch an das Gouvernement Dar es Salaam, Mpwapwa, Neue Deutsche Rundschau 7: Langheld an Emin Pascha, Bukoba, Und dennoch waren die Expedition und das camp jene Orte, wo die Kolonisie- renden ihre Vorstellungen einer kolonialen Welt durchzusetzen begannen.
Pfiffe der Signalpfeife dirigierten den Abbau des Lagers. Das Beziehen des Lagers begann mit einem symbolischen Akt: Die Fahne der Expedition wurde in die Erde gestampft. Posten bewachten den Zugang bei Tag und Nacht. In gewisser Weise nahmen die camps die Architektur der Stationen schon vorweg. Beseitigen konnten sie diesen Zustand schwerlich, dazu fehlten den deutschen Kolonisierenden die personellen und wirtschaftlichen Ressourcen.
Koloniale Herrschaft war eine Herrschaft des Mangels seitens der Herrschenden. Doch auch dieser Ort war nur fragil und punktuell. Aber das bedeutete noch keine Inbesitznahme. Einfluss mochte auf eine gewisse aber immer doch vage, nicht vorhersehbare, Wissmann zitiert in Nigmann , S. Mit ihrer Hilfe sollte ein Gebiet von km2 kontrolliert werden.
Ein nahezu hoffnungsloses Unterfangen. Stationen waren nur der Beginn einer kolonialen Infrastruktur und manche blieben lange isolierte Inseln innerhalb eines oftmals eher imaginierten kolonisierten Territoriums. Als Beispiel kann die Geschichte der Station Kilimatinde dienen. Dennoch mied er dieses Haus und schlief noch zwei Jahre nach der Errichtung in seinem Zelt. Stationen bedurften einer Mannschaft, die andernorts abgezogen werden musste. Sie machte die Kolonisierenden andernorts abwe- send.
Volkens nach Moschi Bengerstorf , S. Wissmann an Emin Pascha vom 8. Die Station Arusha als Fluchtpunkt einer Allee. Die Station von Mpwapwa: Verteidigungsanlage, Verwaltungsposten und herrschaftliche Residenz in einem. Hier der Posten Ikoma. Das askari-Dorf der Station Mklama. Wachposten am Tor der boma in Lindi.
Stationen waren Orte kolonialer Zeremonien: Parade vor der boma von Tanga. Kaisergeburtstag auf der Station Bismarckburg. Wissmann beim shauri in Mk- wadja. And the Lessons Learned! Noun Phrases and Nominalizations: Download ebooks in epub format The Media: Free downloads for kindle ebooks The Biopolitics of Disability: Neoliberalism, Ablenationalism, and Peripheral Embodiment Corporealities: Free ebook archive download Pornography: Private Right or Public Menace? Contemporary Issues Prometheus Books in Danish Audio books download online The Argument Culture: Book download guest Down and Out, on the Road: